Versinkt eine Branche im Chaos?
Maryam Yeganehfar im Gespräch mit Wolkenkuckuck Chefredakteurin Ulrike Monks
Wer schon einmal einen Event organisiert hat, kennt das: Sagen wir, es wird geheiratet. Nicht irgendeine Hochzeit; die Braut ist die eigene Tochter, was daher verlangt, dass darum ein gewisses Aufhebens veranstaltet wird. Um die Tochter, wohlgemerkt, aber auch den Event selbst.
Es folgt Stress pur; Gästelisten zusammen- und umstellen, wer sitzt neben wem, wer kommt, wer kann, wann, und welches Lokal passt zum eigenen Stil und vor allem zum eigenen Geldbörsel. Die Liste der Aufgaben ist endlos und wird trotzdem immer länger.
Das ist es, was Eventplaner und -organisatoren zu ihrem täglichen Geschäft gemacht haben. Dabei ist der Event-, Kunst- und Kulturbranche zu eigen, dass viele der ihr angeschlossenen Gewerke, wie auch die Planer selbst, monatelang im Voraus arbeiten und notwendige Auslagen solange aus der eigenen Tasche bezahlen. Der Kunde bezahlt am Ende, dann, wenn die Veranstaltung auch wirklich ‘über die Bühne’ gegangen ist.
“Von 100 auf 0”
In unserem Interview mit Maryam Yeganehfar, Inhaberin von Yamyam Event Production, in Wien, bestätigt die erfahrene Eventplanerin die traurige Wahrheit. “Von 100 auf 0” erläutert sie die Frage, wie sich die Eventbranche seit Mitte März, als mit den Schließungen begonnen wurde, entwickelt habe. Bereits im Februar wurden in Österreich die ersten Events verschoben, bzw. ganz abgesagt. “First out – last in, das heisst, wir waren die ersten, die schließen mussten und werden die letzten sein, die wieder aufsperren dürfen”, beschreibt Maryam Yeganehfar die triste Situation.
WK: Welche pro aktiven Schritte setzen Sie im Moment für ihr Business?
“Wir arbeiten daran, eine Vertretung für die Branche auf die Beine zu stellen, um ihr Überleben zu garantieren”, meint auch Frau Yeganehfar zu diesen Überlegungen. “Kunden sind natürlich verunsichert und halten sich zurück. Das hat Auswirkungen.”
Vor diesem Szenario wirkt der, von der Regierung Ende April vorgestellte, 75% Ersatz der Fixkosten für bis maximal 3 Monate ein bisschen sehr wie der berühmte Tropfen auf dem heissen Stein.
WK: Wenn Sie einen Ratschlag für Ihre Kolleginnen und Kollegen hätten, wie würde dieser lauten?
“Da gibt es nur eines: Bauch einziehen, Fixkosten kürzen und durchtauchen …”, so die erfahrene Eventexpertin. Aber für viele wird das nicht mehr ausreichen: Wie eine Händler-Blitzbefragung des österreichischen Kreditschutzverbands KSV1870 im April 2020 ergab, reichen bei 30% der befragten Unternehmen die liquiden Mittel noch für knapp drei Monate; bei weiteren knapp 25% war die Liquidität bereits zum Zeitpunkt der Befragung, bzw. 2-4 Wochen später, nicht mehr gegeben.
WK: Was denken Sie über die Zukunft der Eventbranche?
“Es sieht so aus, als würden wir vor dem zweiten Quartal 2021 kein Business haben, aber auch danach wird es nur sehr zaghaft und minimal anlaufen. Aufgrund der allgemein angeschlagenen wirtschaftlichen Situation fallen viele der Organisationen weiter aus, die sonst große Events abgehalten hätten.”
Es erscheint dabei völlig unverständlich, wie kleine und mittlere Dienstleister einer der von den Corona-Schließungen und Restriktionen am härtesten getroffenen Branche, mit 100%-igem Verdienstentgang, bis auf weiteres 25% ihrer Fixkosten berappen, und damit die Liquidität von bis dahin völlig gesunden Betrieben unnötig in Gefahr bringen sollen. Einige davon stehen bereits jetzt vor dem Aus!
Für viele war die Umstellung, die eigenen vier Wände nun nur mehr aus besonderem Anlass verlassen zu dürfen, eine Qual. Auf unsere Frage, wie sie sich während dieser Zeit selbst motiviert hat, meinte Frau Yeganehfar: “Ich meditiere und treibe jeden Tag Sport. Außerdem koche ich gerne und viel.” Mit ihren Kochkünsten hat Maryam Yeganehfar bereits Instagram-Bekanntheit erlangt und arbeitet seit einiger Zeit an der Umsetzung ihres eigenen Kochbuch-Projekts. Ob zuerst Online oder Print wird erst noch entschieden.
Zur Zeit gibt es keine Events, aus hinreichlich bekannten Gründen. Doch ihre Erfahrung in Raum- und Eventstyling nutzt Frau Yeganehfar jetzt, um Wohn- und Einrichtungsberatung anzubieten. Anfragen können an maryam@yamyam.at gerichtet werden. Das Service gibt es auch als Gutschein!